Herpes zoster generalisatus

Herpes zoster generalisatus ist der worst case einer Infektion mit Gürtelrose, denn bei diesem Krankheitsbild haben die verursachenden Viren die vollständige Kontrolle über das Nervensystem gewonnen und führen zu nachhaltigen neurologischen Schäden. Schlimmstenfalls verläuft der Herpes zoster generalisatus tödlich.

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Herpes zoster generalisatus erinnert an Windpocken

Voraussetzung für eine Gürtelrose-Erkrankung ist ein erster Kontakt mit dem Varicella-Zoster-Virus (VZV). Da das Immunsystem diesen Erreger noch nicht kennt, kann er sich ungehindert ausbreiten. Bemerkbar macht sich die Vermehrung der Viren mit Grippe-ähnlichen Symptomen wie Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen, aber vor allem unverkennbar auf der Haut: Hier bilden sich Pusteln und Bläschen, die sich über den ganzen Körper ausbreiten und das typische Bild von Windpocken ergeben.

Hat sich die Immunabwehr angepasst und die Eindringlinge angegriffen, ziehen sie sich in die Ganglien von Gehirn und Rückenmark zurück. Im Inneren der Nervenzellen warten sie wohlgeschützt vor weiteren Angriffen auf eine Schwächung des Immunsystems. Dann kommen sie hervor, ohne einen großflächigen Schaden anrichten zu können wie beim ersten Mal. Stattdessen beschränken sie sich meist auf das Innervationsgebiet des Spinalnerven, in dem sie sich versteckt gehalten haben. Das führt zum typischen Erscheinungsbild der Gürtelrose in dem von diesem Nerven versorgten Hautareal, einem Dermatom.

Nur wenn das Immunsystem vollkommen daniederliegt, können die Viren einen ähnlichen Großangriff starten wie beim ersten Mal. Daher erinnert der Herpes zoster generalisatus nach anfänglicher Beschränkung auf ein einzelnes Dermatom von seiner Hauterscheinung stark an Windpocken. Allerdings kann die spezielle Form der Gürtelrose genau wie diese auch ohne ausgeprägte Hautbeteiligung auftreten.

Das Wichtigste auf einen Blick!

  1. Herpes zoster generalisatus bezeichnet eine besonders schwerwiegende Form der Gürtelrose, die lebensbedrohliche Ausmaße annehmen kann.
  2. Sie beruht auf einer ungehinderten Ausbreitung von Varicella-Zoster-Viren (VZV) im Körper.
  3. Möglich ist eine solche Vermehrung nur bei praktisch vollständigem Versagen der Immunabwehr etwa bei Immunsuppression, Krebs oder AIDS.
  4. Der tödliche Verlauf ist eine Folge der Schädigung von Organsystemen durch die Ausbreitung der Viren in den Nervenzellen des Körpers.
  5. Den besten Schutz vor Herpes zoster generalisatus ist die Vermeidung einer Gürtelrose-Infektion durch frühzeitige Impfung.

Bei wem tritt der Herpes zoster generalisatus auf?

Diese lebensbedrohliche Form der Gürtelrose tritt nur selten auf, denn sie setzt einen praktisch vollständigen Verlust des Immunsystems voraus. So etwas ist der Fall bei

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  • fortschreitender Immunschwäche (Aquired Immunodeficiency Syndrome, AIDS) nach HIV-Infektion durch Beeinträchtigung der für die Immunfunktionen wichtigen T-Helferzellen;
  • Blutkrebs (Leukämie und Lymphome), bei dem es zum Überwuchern der weißen Blutkörperchen durch eine krankhafte, meist unreife Form kommt. Dadurch werden zu wenige spezifische Immunzellen und Antikörper gebildet;
  • anderen Krebserkrankungen, vor allem Brustkrebs und Lungenkrebs, welche die Immunabwehr in Mitleidenschaft ziehen;
  • nach Bestrahlung oder Chemotherapie von Krebserkrankungen, durch die Immunzellen ebenfalls Schaden erleiden;
  • bei Immunsuppression, wie sie nach Organtransplantationen üblich ist. Mit der Unterdrückung des Immunsystems versucht man die Abstoßungsreaktion des Körpers gegenüber dem körperfremden Implantat zu verhindern – das machen sich die VZV-Viren zunutze.

Generalisierter Herpes zoster ist lebensbedrohlich!

Bei einem Herpes zoster generalisatus besteht unmittelbare Lebensgefahr. Daher benötigt ein Patient umgehende intensivmedizinische Behandlung. Andernfalls zerstört die Vermehrung der Viren so viele Nervenzellen, dass sogar Gehirn und Rückenmark nicht mehr funktionieren. Unmittelbar tödlich ist vor allem ein Versagen der Lungen.


Wichtig!

Tritt die Erkrankung ohne Vorwarnung und spezielle Disposition auf, kann das ein Hinweis auf eine nicht erkannte Krebserkrankung oder einen Immundefekt sein. In einem solchen Fall ist eine dahingehende Untersuchung des Patienten dringend geboten!


Wie wird Herpes zoster generalisatus behandelt?

Bei dieser Diagnose sind eine umgehende stationäre Aufnahme und intravenöse Behandlung mit Virostatika notwendig. Ansonsten breiten sich die Viren weiter aus, gegebenenfalls sogar über die Blutbahn (hämatogen). In einem solchen Fall spricht man von Herpes zoster disseminatus.

Was kann man gegen Herpes zoster generalisatus tun?

Wie so oft ist Vorsorge die beste Medizin. Gerade Patienten, die durch HIV-Infektion, Blutkrebs oder Organtransplantation gefährdet sind, sollten jeden Kontakt mit Gürtelrosepatienten vermeiden. Hatte man zuvor eine Gürtelrose, ist der Feind bereits im Körper.

Mitunter ist trotz einer das Immunsystem beeinflussenden Erkrankung eine Impfung gegen Gürtelrose noch möglich. Inzwischen gibt es einen neuartigen Totimpfstoff gegen Gürtelrose, den auch die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Institutes (RKI) empfiehlt. Die Kosten für eine solche Immunisierung übernehmen die Gesetzlichen Krankenversicherungen ab dem 60. Lebensjahr; bei Risikopatienten mit geschwächtem Immunsystem ab dem 50. Lebensjahr.

Lebensbedrohlicher Zoster generalisatus

Im Kindesalter treten bei einer Infektion mit dem Virus Varizella die Windpocken auf. Bei einer erneuten Infektion im Alter bilden sich keine Windpocken, sondern der Herpes Zoster, die Gürtelrose, aus. Die Gürtelrose nimmt verschiedene Krankheitsverläufe an. Es besteht die Gefahr, dass ein Zoster generalisatus entsteht. Aufgrund des lebensbedrohlichen Verlaufes der Krankheit ist eine sofortige Behandlung durch einen Arzt stationär notwendig.

Entstehung des zoster generalisatus

Die Gefahr besteht, dass sich aus einer einfachen Gürtelrose, ein Zoster generalisatus bildet. Durch eine vorübergehende oder dauerhafte Immunschwäche, während des segmentalen Befalls, besteht ein erhöhtes Risiko, das sich dieser auf das gesamte Nervensystem ausbreitet. Der Virus befällt das gesamte Nervensystem und die inneren Organe, wie die Lungen, das Gehirn und weitere lebenswichtige Organe.

Für die Ausbildung der Zoster generalisatus, eine Herpesinfektion des gesamten Nervensystems, ist eine starke Schwächung des Immunsystems notwendig. Vor diesem Hintergrund tritt dieser Herpes Zoster selten auf. Patienten mit das Immunsystem schwächenden Krankheiten sind stark gefährdet.

Des Weiteren besteht durch die Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem in seiner Funktion unterdrücken, ein erhöhtes Risiko für die Ausbreitung der Herpesinfektion. Da sich der Herpes-Zoster-Virus auf das gesamte Hautorgan ausbreitet, ist der Zoster generalisatus die gefährlichste Herpeserkrankung. Bei einer zu starken Schwächung des Immunsystems und ohne ärztliche Behandlung führt diese Infektion zum Tode.

Stationäre Behandlung bei den ersten Symptomen

Bereits bei den ersten Symptomen empfiehlt sich eine sofortige Behandlung. Die Symptome sind erhöhtes Fieber, über 40 Grad Celsius und ein erhebliches Krankheitsgefühl. Eine umgehende Behandlung mit Virostatika ist erforderlich und schützt gegebenenfalls vor weiteren Komplikationen. Ist ein Zoster generalisatus identifiziert, empfiehlt sich eine sofortige stationäre Aufnahme. Hohe Dosen von Virostatika sind durch eine intravenöse Therapie systematisch einzuführen. Zudem erfolgen gleichzeitig die Anwendung von fiebersenkenden Maßnahmen und eine erhöhte Zufuhr von Flüssigkeit.

Schwere Komplikationen beim Zoster generalisatus

In mehr als 20 Prozent der Fälle, treten Komplikationen auf. Häufig ist es die Post-Zoster-Neuralgie. Dies beschreibt einen sehr intensiv brennenden Schmerz. Je nach Krankheitsverlauf besteht die Gefahr, dass die Post-Zoster-Neuralgie chronisch und lebenslang bestehen bleibt.

Durch die oft unerträglichen Schmerzen sind Betroffene auf Schmerzmittel angewiesen. Während der Heilung der Bläschen auf dem gesamten Hautorgan führt dies bei einigen Patienten zu Pigmentstörungen. Ebenso ist ein erhöhtes Risiko der Narbenbildung beim großflächigen Befall der Haut vorhanden. Weitere schwerwiegende Komplikationen sind Hirnhautentzündungen, die sogenannte Zoster-Meningitis. Es besteht das Risiko einer Zoster-Enzephalitis, einer Hirngewebsentzündung. Auch Entzündungen des Rückenmarks, die Zoster-Myelitis, treten teilweise auf.

Bei einigen Patienten erfolgt eine Lähmung des Gesichtsnervs oder die Lähmung anderer peripheren Nerven. In der Regel bilden sich die Lähmungen der peripheren Nerven zurück.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

  • M.Foerster: Gürtelrose. Der Ratgeber zu Herpes zoster. North Charleston 2016: CreateSpace Independent Publishing. ISBN-10: 1532701675.
  • Wolfram Gerlich, Hans W. Doerr: Medizinische Virologie: Grundlagen, Diagnostik, Prävention und Therapie viraler Erkrankungen. 2. Auflage. Stuttgart 2009: Thieme-Verlag. ISBN-10: 3131139625.