Gürtelrose: Zovirax® Anwendung in der Schwangerschaft
Das Für und Wider von Zovirax® in der Schwangerschaft
Hinter dem Markennamen Zovirax® steckt der Wirkstoff Aciclovir, ein häufig genutztes Arzneimittel bei Infektionen mit Herpes-Viren. Zovirax® kommt sowohl bei Lippen- und Genitalherpes als auch bei Gürtelrose zur Anwendung. Stellen Sie sich als Schwangere aus Sorge um Ihr Ungeborenes die Frage, ob das Virostatikum auch in der Schwangerschaft benutzt werden darf? Die Antwort lautet in den meisten Fällen: Ja, die Anwendung einer Zovirax®-Creme in der Schwangerschaft ist unbedenklich. Bei der oralen Aufnahme (Einnahme von Tabletten) oder bei Infusionen wird dagegen abgewogen.
Wann ist Zovirax®-Creme in der Schwangerschaft sinnvoll?
Bei folgenden Krankheiten liegt eine Indikation vor:
- Herpes an Ober- und/oder Unterlippe (Creme genügt)
- Herpes in den Augen (Creme genügt)
- Herpes im Genitalbereich (Creme genügt)
- Herpes in Form einer Gürtelrose (innere Anwendung sinnvoll)
- Hirnhautentzündung (meist Infusion)
Ebenfalls sinnvoll ist die Anwendung bei Personen, die aufgrund hohen Alters oder der Einnahme von Immunsuppressiva (beispielsweise nach einer Organtransplantation) ein stark geschwächtes Immunsystem besitzen. Die Anwendung von Aciclovir erfolgt in diesem Fall präventiv.
Ein genauerer Blick auf die Darreichungsformen
Der Wirkstoff Aciclovir kann auf unterschiedliche Art zur Anwendung kommen. Sehr häufig erfolgt eine äußere Anwendung in Salbenform. Zovirax®-Creme wird lokal auf die betroffene Haut aufgetragen und kann einziehen. Bei Lippen- oder Genitalherpes ist diese Darreichungsform die bevorzugte Variante.
Handelt es sich bei der Infektion um Neugeborenen-Herpes oder eine schwere Gürtelrose, entscheiden sich Patienten und behandelnde Ärzte meist für eine innere Anwendung. Sie erfolgt entweder per Tabletteneinnahme oder als Infusion.
Wirkungsweise von Aciclovir im Detail betrachtet
Aciclovir besitzt als chemischer Wirkstoff einen ähnlichen, molekularen Aufbau wie eine Nucleinsäure, die natürlich im menschlichen Körper vorkommt: Guanosin. Das Herpesvirus hat es auf seinem Infektionsweg durch den Körper eigentlich auf Guanosin abgesehen und will diese in die Viren-DNS einbauen. Das ist notwendig für seine Vermehrung. Da Aciclovir jedoch Guanosin strukturell ähnelt, wird das Virus getäuscht und baut stattdessen das Arzneimittel in sich ein.
Diese Verwechslung führt dazu, dass die Viren einen DNS-Fehler aufbauen und sich folglich nicht mehr vermehren können. Die Verdopplung ihrer DNS wird unterbrochen und damit die die gesamte Teilung. Eine Anwendung von Aciclovir führt so binnen kurzer Zeit zu einer Senkung der Virenlast im Körper. Das Immunsystem kann aktiv werden und gewinnt den Kampf gegen die noch vorhandenen Viren.
Zovirax®-Creme in der Schwangerschaft ist unbedenklich
Wer sich einmal mit Viren aus der Herpes-Familie infiziert hat, trägt diese in inaktiver Form beständig in sich. Verschiedene Faktoren wie Stress können dazu führen, dass das Immunsystem geschwächt ist und ein Infektionsherd aufflammt. Viele Betroffene bekommen beispielsweise bei Schlafmangel oder privatem Stress immer wieder Herpesbläschen.
Eine Schwangerschaft geht mit physischen und psychischen Stress einher, weshalb viele Frauen mit früherer Herpesinfektion in den Monaten der Schwangerschaft regelmäßig akute Herpesprobleme bekommen. Die Anwendung der Zovirax®-Creme sollte zwar stets dem Frauenarzt mitgeteilt werden, sie gilt aber aufgrund der äußeren Anwendung als unbedenklich.
Mehrere Studien der letzten Jahrzehnte zeigten unabhängig voneinander, dass der Wirkstoff Aciclovir bei lokaler Anwendung als Hautcreme keine Gefährdung für das Baby darstellt. Die geringe Konzentration in der Salbe und die bloße Hautanwendung führen gemeinsam zu einer so geringen Menge im Körper, dass der Wirkstoff gar nicht bis zum Ungeborene vordringt.
Die innere Anwendung von Aciclovir in der Schwangerschaft bei Gürtelrose
Da Aciclovir plazentagängig ist, also vom mütterlichen Organismus über die Gebärmutter auch das Ungeborene erreicht, ist die Einnahme von Tabletten kritischer zu betrachten. Es gibt allerdings bisher keine Studien, die bei innere Anwendung eine Schädigung der Ungeborenen feststellen konnten.
Dennoch wird zur Vorsicht geraten, da die Untersuchung von Zellen im Labor ergeben hat, dass Aciclovir in die menschliche DNS eingebaut werden kann. Es besteht also die geringe Möglichkeit einer durch das Medikament ausgelösten Genmutation bei der Mutter und aufgrund der Plazentagängigkeit auch beim Kind.
Die Anwendung sollte allerdings erfolgen, wenn die Herpes-Infektion der Mutter sehr schwer ist. In diesem Fall ist der Nutzen höher als das Risiko. Bei schweren Verläufen könnte die Infektion sonst auf das Ungeborene übergreifen, was durch die innere Anwendung von Aciclovir verhindert werden muss.
Ausblick auf die Stillzeit
Haben Sie die Schwangerschaft bereits durchlebt und befinden sich nun in der Stillzeit, kann Zovirax®-Creme bedenkenlos lokal angewandt werden. Für Tabletten und Infusion gilt auch hier die Risiko-Nutzen-Abwägung wie in der Schwangerschaft, da Studien gezeigt haben, dass Aciclovir in minimalen Mengen in die Muttermilch übergeht. Studien konnten aber keinerlei Nebenwirkungen für die Neugeborenen feststellen.
weitere Schwangerschafts-Themen:
www.guertelrose-infektion.de/schwangerschaft.html
www.guertelrose-infektion.de/zoster-beim-stillen.html
www.guertelrose-infektion.de/zovirax-anwendung-schwangerschaft.html
Literatur:
Handbuch Infektionen bei Kindern und Jugendlichen/ Hrsg. Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie e.V.
Harrisons Innere Medizin. Dt. Ausg. der 17. Aufl. Hrsg. der dt. Ausg. M. Dietel et al. ABW Wiss.-Verl. GmbH, 2009, S. 11369–1373
Levin MJ. Zoster vaccine. In: Plotkin SA, Orenstein WA, Offit PA, eds. Vaccines. 5th ed. Philadelphia, PA: Saunders Elsevier, 2012.