Gürtelrose Impfung – Impfstoffe schützen bis ins hohe Alter

Die Gürtelrose betrifft vor allem ältere Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Bisher gab es nur einen Impfschutz mit einem Lebendimpfstoff, der für Patienten mit Immunschwäche oder bei Einnahme immunsupprimierender Medikamente nicht geeignet war. Kürzlich ist ein neues Präparat auf den Markt gekommen, das einen besseren Schutz bietet und als Totimpfstoff auch für ein schwaches Immunsystem geeignet ist. Das Beste daran: Die Gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die dafür anfallenden Kosten.

Diese Impfstoffe stehen gegen Gürtelrose zur Verfügung:

Impfstoff Herpes zoster Art der Impfung Hersteller
Zostavax® Lebendimpfstoff Merck
Shingrix® Totimpfstoff GlaxoSmithKline

 

Impfung
ImpfungCopyright: REDPIXEL.PL bigstockphoto

Gürtelrose ist nicht nur ein kosmetisches Problem

Der typische gürtelförmige Hautausschlag der Gürtelrose ist nicht nur unschön, mit seinem Juckreiz verführt er leicht zum Kratzen und sorgt für Infektionen. Zudem gibt es eine ganze Reihe von Folgeerkrankungen, die Nerven dauerhaft schädigen und zum Ausfall von Sinnesorganen oder sogar zum Tod durch Hirnhautentzündung (Zoster-Meningitis) führen können. Die postherpetische Neuralgie (PHN) gehört zu den häufigsten Komplikationen der Erkrankung.

Impfung ist der beste Schutz vor Gürtelrose

Leidet ein Patient an Gürtelrose, kommt ein alter Bekannter zum Vorschein. Das Varizella-Zoster-Virus (VZV) hat in meist jungen Jahren schon einmal für eine Erkrankung mit Windpocken (Varizellen) gesorgt.

Ist die Erkrankung überstanden, lauern die Viren in den Spinalganglien links und rechts der Wirbelsäule, um bei einer Schwächung des Immunsystems hervorzukommen und dieses Mal statt Windpocken eine Gürtelrose auszulösen. Wer noch nie Windpocken hatte, wird demzufolge auch nicht an Herpes zoster erkranken. Vermeiden lässt sich die Erkrankung bereits mit der VZV-Impfung im Kindesalter, welche die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Institutes (RKI) laut aktuellem Impfkalender im Alter von 11-14 und 15-23 Monaten empfiehlt. In späteren Jahren ist eine Impfung gegen Herpes zoster ebenfalls möglich.

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Lebendimpfstoff zur Herpes zoster-Impfung

In Deutschland ist seit 2006 für Patienten über 50 ein attenuierter Lebendimpfstoff (Zostavax®) gegen die Gürtelrose zugelassen. Das bedeutet, dass die Krankheitserreger nicht vollständig abgetötet sind und noch eine gewisse Virulenz besitzen.

Ein weiteres großes Problem dieses Impfstoffes sind seine begrenzte Wirkungsdauer und eingeschränkte Wirksamkeit. Die Impfung schützt nur wenige Monate, und die Wirksamkeit sinkt bei über 80-Jährigen auf unter 20 Prozent.

Die Auswertung der Statistiken hat gezeigt, dass diese Lebendimpfung letztendlich nur zu einer geringfügigen Verminderung der Fallzahlen geführt hat. Zudem ist der Lebendimpfstoff für die Impfung von immungeschwächten Personen nicht geeignet – beispielsweise bei einer Immunschwäche oder bei einer immunsuppressiven Therapie wie nach einer Organtransplantation. Damit scheidet er ausgerechnet da aus, wo ihn Patienten am dringendsten bräuchten. Diese Faktoren haben die STIKO veranlasst, die Lebendimpfung nicht als Standardimpfung zu empfehlen.

Neuartiger Totimpfstoff für die Impfung gegen Gürtelrose zugelassen

Im März 2018 wurde ein neuartiger Totimpfstoff zur Verhinderung von Herpes zoster und postherpetischer Neuralgie bei Personen über 50 zugelassen. Shingrix® ist ein adjuvantierter Subunit-Totimpfstoff – das bedeutet, der Antikörper richtet sich gegen eines der häufigsten Oberflächenproteine des VZV-Virus, das Glykoprotein E.

Verstärken lässt sich die dadurch ausgelöste Immunreaktion im Körper durch sogenannte Adjuvantien (Hilfsstoffe), in diesem Fall das Adjuvanssystem AS01B. Es sorgt dafür, dass Immunzellen schneller auf das injizierte Antigen aufmerksam werden und schneller Antikörper und Abwehrzellen bilden.

Der neue Impfstoff soll einen 90-prozentigen Schutz vor Herpes zoster bieten. Zudem hält seine Wirkung wesentlich länger an als bei dem alten Totimpfstoff – selbst vier Jahre nach der Impfung liegt er immer noch bei 85 Prozent. Seit Mai 2018 ist dieser Impfstoff in Apotheken verfügbar. Das Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass eine Impfung nach sorgfältiger Abwägung von Risiko und Nutzen im Einzelfall sinnvoll ist.

Wer sollte sich impfen lassen?

Das Robert-Koch-Institut empfiehlt den neuartigen Impfstoff zur Standardimpfung gegen Gürtelrose allen Personen über 60 und jedem über 50, der eine geschwächte Immunabwehr hat. Dazu gehören Menschen mit HIV, rheumatoider Arthritis und anderen Autoimmunerkrankungen, Diabetes oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.

Wie erfolgt die Impfung gegen Gürtelrose?

Für den neuen Lebendimpfstoff sind zwei Immunisierungen notwendig. Er wird zweimal intramuskulär in den Oberarm injiziert. Zwischen den beiden Immunisierungen müssen mindestens zwei und maximal sechs Monate liegen, damit sich der Impfschutz aufbauen kann.

Was kostet die neue Impfung gegen die Gürtelrose? Zahlt die Krankenkasse?

Eine Spritze kostet etwa 120 – 130 Euro. Die Gesetzliche Krankenversicherung übernimmt die Kosten bei Menschen ab dem 60. und bei Patienten mit erhöhtem Risiko ab dem 50. Lebensjahr. Für den Patienten ist das ein Fortschritt, denn der alte Impfstoff wurde nur in wenigen Fällen erstattet und musste ansonsten vom Patienten selbst bezahlt werden.

Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Wie bei allen Impfungen treten vor allem lokale Nebenwirkungen an der Injektionsstelle auf. Dazu gehörten Muskelschmerzen, Schwellungen und Rötungen. Ebenso wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Fieber sind das Anzeichen dafür, dass das Immunsystem gerade etwas zu tun bekommen hat – ganz ähnlich wie bei den Vorzeichen eines grippalen Infektes. Dementsprechend sollten sich solche Beschwerden spätestens nach zwei bis drei Tagen gelegt haben. Die Häufigkeit von Nebenwirkungen ist leider relativ hoch: bei 80 Prozent der Geimpften kommt es zu lokalen Reaktion, über Fieber und ähnliches berichten 66,1 Prozent der Patienten.

Muss man eine Windpocken-Erkrankung vorher serologisch abklären lassen?

Der Hersteller erklärt, dass eine Impfung mit dem neuen Totimpfstoff nicht sinnvoll sei, wenn der Impfwillige weder Windpocken hatte noch dagegen geimpft worden ist. Das Robert-Koch-Institut geht dagegen davon aus, dass eine Windpockeninfektion aufgrund der hohen Virulenz im fortgeschrittenen Lebensalter mit relativ großer Sicherheit irgendwann stattgefunden hat. Daher sieht das RKI keine Notwendigkeit dafür, den Impfstatus vor der Impfung zu überprüfen.

Bis ins hohe Alter geschützt

Bis ins Seniorenalter vor dem Herpes Zoster geschützt: Der neuer rekombinanter Impfstoff senkt die Infektionsgefahr um 90 Prozent. Seine Wirkung bewies das gentechnische Produkt in einer Phase III-Studie. Die Studienteilnehmer erhielten nach dem Zufallsprinzip den Impfstoff HZ/su oder ein Placebo. Während der dreijährigen Beobachtungszeit zeigte sich bei den Verum-Patienten die hohe Schutzquote.

Quellen, Links und weiterführende Literatur