Patienteninformationen zur Gürtelrose
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Verdacht auf Gürtelrose?
Die Gürtelrose (Herpes zoster) ist eine Viruserkrankung, der eine Infektion mit Windpocken vorausgeht. Jahrelang schlummern die Viren versteckt, bis ein schwaches Immunsystem sie hervorlockt.
Einmal freigesetzt entsteht eine Gürtelrose mit Ihren Bläschen und dem gürtelförmigen Hautausschlag. Lassen Sie eine beginnende Gürtelrose frühzeitig behandeln, bessern sich die Symptome schnell. Wenn nicht, kann die an sich harmlose Erkrankung unangenehme Komplikationen nach sich ziehen.
- Wie lange dauert eine Gürtelrose?
- Darf man bei Gürtelrose arbeiten?
- Wie lange werden Betroffene krankgeschrieben?
- Verhaltensregeln bei Gürtelrose
- Essen und Trinken während der Erkrankung
- Was passiert, wenn sie sich schließt?
- Wenn der Arzt die Gürtelrose nicht erkennt?
- Kann man mehrfach erkranken?
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Gürtelrose (Kurzüberblick)
Dr. Harald Stephan, wissenschaftl. Fachautor, Stand 10.09.2018
Herpes zoster (vom griechischen ἕρπειν, herpein, kriechen und ζωστήρ, zoster, Gürtel) oder Gürtelrose beschreibt sehr gut das Krankheitsbild. Ein gürtelförmiger Hautausschlag zieht sich ausgehend von der Wirbelsäule um den ganzen oder halben Körper. Er besteht aus stark juckenden Bläschen in der Größe eines Stecknadelkopfes. Die englische Bezeichnung shingles rührt in ähnlicher Weise vom lateinischen cingulum für Gürtel. Schuld an der Erkrankung ist ein Herpesvirus.
Epidemiologie
In Deutschland erkrankten rund 400.000 Menschen jährlich an Gürtelrose. Grundsätzlich kann es fast jeden treffen. Denn mit dem 40. Lebensjahr sind rund 98 Prozent der Bevölkerung schon einmal mit dem Virus in Kontakt gekommen. Daher erkrankt auch rund ein Viertel der Bevölkerung im Laufe des Lebens an Gürtelrose. Zwei Drittel der Neuerkrankten sind über fünfzig Jahre alt. Hat man die achtzig hinter sich gelassen, steigt das Risiko sogar auf 50 Prozent an.
Welcher Virus ruft zoster hervor?
In allen Fällen ein alter Bekannter. Denn Gürtelrose kann man nur bekommen, wenn man sich zuvor mit Windpocken infiziert hat. Die Krankheit muss nicht ausgebrochen, sondern kann auch unauffällig verlaufen sein. Erreger ist in beiden Fällen das Varizella-Zoster-Virus (VZV, humanes Herpesvirus-3 HHV-3) , das die beiden Erkrankungen im Namen trägt: Varizellen sind Windpocken.
Meist erfolgt eine Infektion bereits im Kindesalter, wenn man nicht gegen Windpocken geimpft wurde. Nach der Erkrankung nistet sich das Virus in der Isolationsschicht der Spinalganglien, der sogenannten Glia ein. Die Spinalganglien liegen links und rechts der Wirbelsäule. Dort verstecken sich die Viren vor dem Immunsystem, das auf die Nervenzellen nur begrenzten Einfluss hat. Man bezeichnet dieses Stadium auch als Latenzphase.
Welche Risikofaktoren gibt es?
Die Viren sind DNA-Viren. Sie bauen ihre DNA in die der Gliazellen ein und verbergen sich so sehr effektiv vor dem Immunsystem. Immer wieder vermehren (replizieren) sie sich und werden an der Zelloberfläche freigesetzt. Normalerweise fängt das Immunsystem sie dort ab und vernichtet sie. Ist das Immunsystem durch die Bekämpfung anderer Erkrankungen beschäftigt oder geschwächt, nutzen die Viren die Gunst der Stunde. Die freigesetzten Viren befallen neue Zellen und verbreiten sich.
Faktoren, die eine Reaktivierung verursachen können, sind
- ein geschwächtes Immunsystem
- infolge anderer Infektionen wie Grippe
- bei Menschen mit AIDS
- bei Krebspatienten nach Bestrahlung oder Chemotherapie
- bei Blutkrebspatienten mit Leukämie, da diese auch Immunzellen in Mitleidenschaft zieht
- bei Patienten nach Organtransplantation durch immunsupprimierende Medikamente
- Stress
- Sonneneinstrahlung und UV-Licht allgemein (Sonnenbank).
Die Viren verbreiten sich entlang der Nerven, die aus dem Spinalganglion entspringen, in dem sie sich versteckt gehalten haben (Virusdeszension). Die betroffenen Nervenzellen sterben nach und nach ab. Dadurch entzünden sich die Nerven schmerzhaft, und an der Hautoberfläche bilden sich juckende Bläschen.
Ein Spinalnerv versorgt nur ein bestimmtes Körpersegment, wodurch der typische gürtelförmige Ausschlag zustande kommt. In der Regel sind bei der Gürtelrose ein bis drei Versorgungsgebiete (Dermatome) betroffen. Haben sich die Viren nur auf einer Seite der Wirbelsäule in das Spinalganglion eingenistet, ist folgerichtig nur eine Körperhälfte betroffen.
Somit handelt es sich bei der Gürtelrose streng genommen nicht um eine Infektion, sondern um das Rezidiv einer lange zurückliegenden Krankheit.
Wie findet die Übertragung statt?
Auf jeden Fall lange vor der Erkrankung, da eine Erstinfektion zu Windpocken führt. Diese Kinderkrankheit wird durch Tröpfcheninfektion oder seltener Schmierinfektion übertragen. Die infektiösen Tröpfchen bilden sich vor allem beim Niesen und Husten der erkrankten Person. Gelangen sie direkt oder über infizierte Gegenstände auf die Schleimhaut anderer Personen, stecken sich auch diese an.
Wie groß ist die Ansteckungsgefahr?
Eine Gürtelrose ist ansteckend. Die größte Ansteckungsgefahr besteht nicht, wenn bereits eine Gürtelrose vorliegt, sondern bei den vorausgegangenen Windpocken. Der Inhalt der Hautbläschen enthält zahlreiche Viren und ist daher infektiös. Wenn kein immunologischer Schutz durch eine Impfung vorhanden ist, kann man sich damit anstecken – allerdings nicht mit Gürtelrose, sondern mit Windpocken. Die Gürtelrose folgt, wenn überhaupt, erst Jahrzehnte später.
Wie ist der Krankheitsverlauf?
Kommen die Viren aus ihrem Versteck, produzieren die Gliazellen der betroffenen Nerven neue Viren. Durch die Umprogrammierung sterben sie letztendlich ab, was eine Entzündung auslöst. Diese führt zu einem Brennen und teils starken Schmerzen, schon bevor sich die Krankheit durch die Wundrose der Haut zu erkennen gibt.
Die ersten Symptome ähneln einer Grippe:
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit
- Kopf- und Gliederschmerzen
- leichtes Fieber
- Schmerzen und Kribbeln im Versorgungsbereich der betroffenen Nerven.
Diese Versorgungsbereiche zeigen zunächst eine verminderte Sensibilität (Parästhesie). Nach drei Tagen bilden sich auf der Haut kleine erhabene Stellen, aus denen stecknadelkopfgroße Bläschen werden. Diese füllen sich mit Lymphflüssigkeit und bei Entzünden mit Eiter. Diese Flüssigkeit ist infektiös. Die Bläschen brechen auf, trocknen ein und verkrusten. Es bildet sich so eine schorfige Hautoberfläche. In einigen Fällen bleibt der Hautausschlag aus (Zoster sine herpete) oder ist nur schwach ausgeprägt, in anderen wird er sehr stark.
Insgesamt kann diese Phase bis zu einem Monat dauern. Danach verheilt die Wundrose wieder.
Welche Körperstellen sind betroffen?
In den meisten Fällen der Gürtelrose nisten sich die Viren in den Spinalganglien am Brustkorb ein. Bei einem Ausbruch verbreiten sie sich über die entsprechenden Nerven, die zwischen den Rippen verlaufen (Intercostalnerven). Die Gürtelrose verläuft dann bandartig über den Brustkorb, vor allem an der Vorderseite.
Am Brustkorb und am Bauch sind solche Bänder üblich. Die Gürtelrose kann sich aber auch über Arme und Beine ziehen, da die Innervationsbereiche der Nerven über die ganze Extremität erstrecken.
Herpes zoster tritt auch im Genitalbereich auf, ist da allerdings vom nahe verwandten Genitalherpes (Herpes genitalis) zu unterscheiden. Dafür sind andere Herpesviren verantwortlich, die Herpes simplex-Viren HSV-1 und HSV-2. Diese werden fast ausschließlich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Der Herpes zoster des Genitalbereiches zieht sich von den Genitalien großflächig über die Innenseiten der Oberschenkel.
Welche Komplikationen können auftreten?
Die Gürtelrose führt zu bleibenden kosmetischen Schäden, wenn sich die Hautbläschen durch Bakterien entzünden (Sekundärinfektion). Sind diese so ausgedehnt, dass das Gewebe abstirbt und nekrotisch wird, spricht man von einem Zoster gangraenosus. Zurück bleiben Narben und Pigmentstörungen.
Besonders unangenehm wird die Gürtelrose, wenn sie das Gesicht befällt. Wenn sie den Nerven der mimischen Muskulatur, den Nervus facialis erwischt, lähmt sie vorübergehend die Gesichtsmuskulatur oder sorgt dafür, dass man den Geschmackssinn verliert. Über den Trigeminusnerven (Nervus trigeminus) und den daraus abzweigenden Sehnerven (Nervus opticus) gelangen sie in die Augen. Dort verursachen sie Vernarbungen der Hornhaut (Cornea) und Iris, was zu Erblindung führen kann. Diese Form bezeichnet man als Zoster ophthalmicus.
Beim Zoster oticus ist das Ohr betroffen. Manifestiert er sich im Hörnerven (Nervus cochlearis), führt das zu Schwerhörigkeit oder Taubheit. Handelt es sich um den Nervus vestibularis des Gleichgewichtsorganes, ist der Gleichgewichtssinn in Mitleidenschaft gezogen. Zoster generalisatus bedeutet, dass das gesamte Nervensystem betroffen wird.
Diese Form ist allerdings sehr selten, da sie einen fast vollständigen Ausfall des Immunsystems voraussetzt. Daher tritt diese Form der Gürtelrose fast ausschließlich bei Blutkrebs (Leukämie), AIDS-Patienten oder bei Immunsuppression nach Organtransplantationen auf. Diese Form ist lebensbedrohend und muss sofort klinisch behandelt werden.
Andere lebensbedrohliche Ausprägungen finden sich ebenfalls nur bei stark eingeschränkem Immunsystem. Dazu gehören Entzündungen der Hirnhäute (Zoster-Meningitis), der Rückenmarkshäute (Zoster-Myelitis) und des Gehirns selbst (Zoster-Enzephalitis).
Allgemeine Komplikationen in Form der postherpetische Neuralgie (PHN, Post-Zoster-Neuralgie PZN) treten vor allem bei älteren Patienten häufig auf. Die Nervenentzündungen führen zu außerordentlich starken Schmerzen und können unter Umständen lebenslang fortbestehen. Es handelt sich Schmerzen, die nur bei Berührung auftreten, sich als kurze, heftige Schmerzattacken bemerkbar machen oder als brennende Dauerschmerzen manifestieren. Gerade letztere sind so unerträglich, dass Suizide bei betroffenen Patienten nicht ungewöhnlich sind. Je früher hier mit einer Behandlung begonnen wird, desto besser sind die Heilungsaussichten.
Literatur & Quellen
- M.Foerster: Der Ratgeber zu Herpes zoster. North Charleston: CreateSpace Independent Publishing (2016). ISBN-10: 1532701675.
- Wolfram Gerlich, Hans W. Doerr: Medizinische Virologie: Grundlagen, Diagnostik, Prävention und Therapie viraler Erkrankungen. 2. Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag (2009). ISBN-10: 3131139625.
- Sebastian Suerbaum, Gerd-Dieter Burchard, Stefan H. E. Kaufmann , Thomas F. Schulz (Hrsg.): Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. 8. Auflage. Heidelberg: Springer Verlag (2016). ISBN-10: 3662486776
- Fritz H. Kayser, Erik Christian Böttger, Otto Haller, Peter Deplazes, Axel Roers: Taschenlehrbuch Medizinische Mikrobiologie. 13. Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag (2014). ISBN-10: 3134448130.
- Helena M. Tabery: Varicella-Zoster virus epithelial keratitis in Herpes zoster ophthalmicus: In vivo morphology in the human cornea. Heidelberg: Springer Verlag (2011). ASIN: B0068GGDWO.