Gürtelrose bei Morbus Crohn

Die Gürtelrose bei Morbus Crohn als Begleit-Erkrankung

Ein Patient mit der Krankheit Morbus Crohn weist ein geschwächtes Immunsystem auf, sodass Krankheitskeime leicht in dessen Organismus eindringen. Ebenso nutzen persistierende Erreger ihre Chance. In der Folge besteht die Möglichkeit, dass die Gürtelrose den Morbus Crohn begleitet.

Der Herpes Zoster tritt als Zweit-Infektion auf. Ihm gehen die Windpocken voraus. Die Erreger verlassen nach den überstandenen Varizellen den Körper des Patienten nicht. Besteht wie bei Morbus Crohn eine Immunschwäche, nutzen die Varizella-Zoster-Viren die Gelegenheit zu ihrer Reaktivierung.

Gürtelrose bei Morbus Chron
© Juan Gärtner – Fotolia.com

Ist Gürtelrose für Patienten mit Morbus Crohn ansteckend?

Der Umgang mit einem Herpes-Zoster-Patienten birgt für all diejenigen eine Ansteckungsgefahr, die noch nie mit dem Varizella-Zoster-Virus in Berührung kamen. Bei der Gürtelrose bildet sich ein Ausschlag mit virenhaltigen Bläschen. Durch den Kontakt mit dem Bläscheninhalt erkranken diese Menschen an Windpocken. Personen, die in früherer Zeit die Varizellen durchmachten, stecken sich nicht an. Immungeschwächte, wie Patienten mit Morbus Crohn, meiden, um einer Infektion vorzubeugen, an Gürtelrose oder Windpocken erkrankte Personen. Der Herpes Zoster verläuft bei ihnen schwerwiegend und in mehreren Episoden.

 

Was ist Morbus Crohn?

Prof. Dr. med. Volker Groß, Facharzt für innere Medizin und Gastroenterologie am Klinikum St. Marien Amberg beschreibt Morbus Crohn als eine chronische und schubweise verlaufende Infektion des Magen-Darm-Trakts. Die Krankheit betrifft vom Mund bis zum After jeden Abschnitt des Verdauungstraktes. Typischerweise treten Infekte im Darmbereich auf. Durch die Entzündung der Schichten der Darmwand verdickt sich diese im Verlauf der Erkrankung.

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Morbus Crohn tritt segmental auf. Neben erkrankten Darm-Abschnitten befinden sich gesunde Abschnitte. Die Symptome zeigen sich in lang anhaltenden Durchfällen, heftigen Bauchschmerzen, starken Bauchkrämpfen, Müdigkeit und Schwäche, so Prof. Dr. med. Groß.

Die Krankheit tritt typischerweise zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr auf. In Deutschland leiden rund 300.000 Menschen an Morbus Crohn. Die Ursachen der vererbbaren Erkrankung vermochten die Wissenschaftler bisher nicht zu klären. Stress, ungesunder Lebenswandel, Bakterien und Umwelt-Einflüsse begünstigen sie. Morbus Crohn beeinflusst das Immunsystem negativ, sodass sich der Organismus anfällig für andere Erkrankungen zeigt. Gürtelrose bei Morbus Crohn ist nicht selten.

Prof. Dr. med. Groß gibt in seiner Broschüre „Begleiterscheinungen bei Morbus Crohn“ einen wertvollen Überblick über die Erkrankung und deren Auswirkungen auf den gesamten Organismus. https://www.drfalkpharma.de/uploads/tx_tocfpshoperw/S85_28-5-12.pdf).

 

Schäden im Nervensystem und Immunschwäche bei Morbus Crohn

Morbus Crohn führt zur Schädigung des Nervensystems. Es treten Durchblutungs-Störungen und kleine Gefäß-Verschlüsse im Gehirn auf. Die Ursache liegt bei den Entzündungs-Botenstoffen und den hohen Flüssigkeits-Verlusten bei Durchfall, da diese die Blut-Fließfähigkeit vermindern. Im Zuge der Erkrankung entstehen entzündete Darm-Abschnitte. Die Therapie besteht darin, durch einen operativen Eingriff das Intestinum zu verkürzen. Dieses kommt in der Folge nur eingeschränkt seiner Aufgabe nach.

Der Organismus erhält die lebenswichtigen Nährstoffe und Vitamine aus der Nahrung nicht in vollem Maße. Durch einen Mangel an denen der B-Gruppe nehmen die Nerven Schaden. Die ohnehin mit Nerven-Schädigungen einhergehende Gürtelrose verursacht bei Morbus Crohn verheerende Folgen. Das geschädigte Nervensystem ist anfälliger für Empfindsamkeits-Störungen und Schmerzen.

Prof. Dr. med. Groß weist darauf hin, dass Patienten mit Morbus Crohn häufiger als die Durchschnitts-Bevölkerung an immunologisch vermittelten Krankheiten leiden. Inflammatorische Gehirn-Erkrankungen wie die multiple Sklerose und Nerven-Entzündungen wie Gürtelrose treten häufiger auf. Morbus Crohn behandelt der Arzt mit verschiedenen Präparaten, die erhebliche Nebenwirkungen aufweisen.

 

Gürtelrose als Medikamenten-Nebenwirkung

Als therapeutisch unerwünschte Wirkung von Arzneien bei Morbus Crohn treten Nerven-Störungen auf. Eine Therapie mit Immun-Suppressiva, speziell mit Azathioprin, löst Gürtelrose (Herpes Zoster) aus, eine Nerven-Entzündung. Infektionen im Gehirn entwickeln sich ebenfalls durch diese Immun-Suppressiva, so Prof. Dr. med. Groß. Azathioprin ist das wirksamste Medikament zur langfristigen Behandlung von Morbus Crohn. Es wirkt stark hemmend auf das Immunsystem.

Eine Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus verläuft schwerwiegend unter der Behandlung mit Azathioprin. Der Betroffene vermeidet jeglichen Kontakt mit an Windpocken oder Gürtelrose erkrankten Personen. Bestand ein solcher zu einem Herpes-Zoster-Patienten, leitet der Arzt sofort eine unterstützende Therapie ein und unterbricht die antivirale mit Azathioprin. Das gehemmte Immunsystem wehrt sonst die Erreger nicht ab.

Die Studie „Evidenz-basierte immunsuppressive Therapie mit Azathioprin bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen“ von Dr. K. Herrlinger und Prof. Dr. E. F. Stange bestätigt ein etwa verdoppeltes Risiko der Patienten, an Gürtelrose zu erkranken [https://www.drfalkpharma.de/fileadmin/media/broschueren/AZ3.pdf].

Schwerer Krankheitsverlauf bei Immungeschwächten

Bei immungeschwächten Patienten verläuft eine durch den Varizella-Zoster-Virus verursachte Erkrankung schwerwiegender, komplikationsreicher und sie dauert länger als bei immunkompetenten Patienten. Bei Letztgenannten erfolgen eine Erst-Infektion mit Windpocken und eine Episode mit Gürtelrose. Immun-Supprimierte rechnen mit bis zu drei Episoden.

Durch andere Krankheiten immungeschwächte Herpes-Zoster-Patienten betreffen Komplikationen häufig. Möglicherweise kommt es zu einer Sekundär-Infektion der geschädigten Haut-Areale mit Bakterien, zu Lähmungs-Erscheinungen oder Empfindungs- und Pigment-Störungen, Einblutungen der Haut oder zur Bildung von Narben.

Bei Befall des zentralen Nervensystems besteht die Gefahr, an einer Hirnhaut- sowie Hirn-Entzündung zu erkranken. Morbus-Crohn-Patienten mit schwachem Immunsystem fürchten einen disseminierten (generalisierten) Herpes Zoster bei dem die Varizella-Zoster-Viren den gesamten Körper, einschließlich der Organe, befallen. Zudem ist der Verlauf der Symptome der Gürtelrose bei Morbus Crohn untypisch.

 

Morbus Crohn und Gürtelrose ein schmerzhaftes Thema

Die Begleit-Erkrankung Gürtelrose bei Morbus Crohn verläuft bei entsprechenden Patienten schwerwiegend. Es treten häufig verheerende Komplikationen auf. Oft ist das Nervensystem langfristig geschädigt. Morbus-Crohn-Patienten vermeiden es, sich mit dem Varizella-Zoster-Virus zu infizieren. Erkrankten sie in früheren Zeiten an Windpocken, lösen Immun-Suppressiva wie Azathioprin, die der Arzt bei Morbus Crohn verschreibt, Herpes Zoster aus.

 

Weiterführende Lektüre:

Groß, Begleiterscheinungen bei Morbus Crohn, Falk Foundation e.V., 2012

Dr. K. Herrlinger und Prof. Dr. E. F. Stange, Evidenz-basierte immunsuppressive Therapie mit Azathioprin bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, 2005: Stuttgart