Berührungsempfindlichkeit bei Gürtelrose

Bitte nicht anfassen! Die Pusteln und Hauterscheinungen einer Gürtelrose sind nicht nur ansteckend, für den Patienten sind Berührungen häufig sehr schmerzhaft. Schon bevor die ersten Bläschen auf der Haut erscheinen, reagiert die betroffene Stelle bereits äußerst sensibel. Im Verlaufe der Erkrankung wird das noch wesentlich schlimmer, vor allem wenn sich Komplikationen wie die postherpetische Neuralgie (PHN) hinzugesellen. Eine solche schmerzhafte Berührungsempfindlichkeit gehört medizinisch zu den Missempfindungen (Dysästhesien).

Gürtelrose (Herpes zoster)Berührungsempfindlichkeit bei Gürtelrose häufig eines der ersten Symptome

Die Berührungsempfindlichkeit beginnt häufig bereits im Prodromalstadium, wenn sich die Viren gerade auszubreiten beginnen. Auf der Haut ist zu diesem Zeitpunkt häufig noch nichts zu erkennen. Wie bei jeder Beanspruchung des Immunsystems treten die typisch-untypischen Anzeichen eines grippalen Infektes auf: Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen und Unwohlsein. Sollte es zusätzlich zu diesen unspezifischen Beschwerden zu Juckreiz, Kribbeln oder einer gesteigerten Berührungsempfindlichkeit an bestimmten Stellen der Haut kommen, gibt das Anlass für Misstrauen: Das ist keine Erkältung!

Sollten Sie nach einer Weile einen typischen gürtelförmigen Hautausschlag bemerken, sollten Sie damit möglichst schnell zu Ihrem Hausarzt gehen. Je früher eine Gürtelrose antiviral behandelt wird, desto weniger Viren können sich ausbreiten, desto milder ist der weitere Krankheitsverlauf und umso unwahrscheinlicher ist das Auftreten schwerwiegender Komplikationen.

Während der akuten Phase reagiert die äußerst Haut sensibel

Hat sich die Gürtelrose auf der Haut manifestiert, wird die Berührungsempfindlichkeit noch größer. Ein Gutteil davon ist auf die Hautläsionen und Bläschen zurückzuführen, denn die Entzündung reizt die überall im Gewebe verteilten Nozirezeptoren (Nozizeptoren), die chemische und physikalische Veränderungen wie Temperatur, Druck, Vibration wahrnehmen und an Rückenmark und Gehirn weiterleiten. Letzteres macht aus den nozizeptiven Signalen das, was wir als Schmerz bezeichnen.

Die Berührungsempfindlichkeit geht mit einer gesteigerten Temperaturempfindlichkeit einher. Man muss die Stelle nicht einmal berühren, um Schmerzen auszulösen – es reicht, wenn es draußen besonders warm oder kalt ist oder der Patient duscht oder badet. Der sich dabei ergebende Schmerz ist ziemlich fies und hält darüber hinaus auch noch minutenlang an. Durch das Eincremen oder Abtrocknen wird die Berührungsempfindlichkeit nochmal gesteigert.

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Berührungsempfindlichkeit ist bei der postherpetischen Neuralgie besonders hoch

Bei der postherpetischen Neuralgie ist das Schmerzgeschehen äußert vielfältig und äußert sich mit brennenden, bohrenden oder einschießenden Schmerzen. Auch die Berührungsempfindlichkeit ist noch weiter erhöht.

Daran sind nicht mehr die Nozizeptoren schuld, sondern der schiere Nervenschmerz selbst. Die Viren sorgen dafür, dass Nervenzellen zugrunde gehen und es zu einer Entzündung im Gewebe kommt. Dieser neuropathische Schmerz ist chronisch, denn einmal geschädigtes Nervengewebe kann der Körper nicht mehr regenerieren.

Bei den komplexen Schmerzen der postherpetischen Neuralgie ist diese Berührungsempfindlichkeit extrem. Gleiches gilt für die anderen Schmerzarten, die nun infolge der Nervenschäden auftreten und einen Patienten an den Rand der Verzweiflung bringen können. Zudem tritt die Berührungsempfindlichkeit auch in benachbarten Regionen auf, die nicht von dem Hautausschlag betroffen waren. Neben der immer noch vorhandenen Temperaturempfindlichkeit wird bereits das Tragen der Kleidung als unangenehm empfunden.

Die dauernden Schmerzempfindungen führen unbehandelt zur Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses. Komplexe Vorgänge bei der Informationsübertragung im Gehirn und Rückenmark sorgen dafür, dass die Nervenzellen ständig in Hab-Acht-Stellung sind und geradezu nur auf ein auslösendes Ereignis warten. Schon der geringste Kontakt kann dann extreme Schmerzen auslösen.

Wie behandelt man die Berührungsempfindlichkeit bei einer Gürtelrose?

Die Behandlung von neuropathischen Schmerzen und damit auch der gesteigerten Berührungsempfindlichkeit erfolgt üblicherweise nach dem WHO-Stufenschema zur Schmerzbehandlung. An erster Stelle steht die Behandlung mit Schmerzmitteln (Analgetika), und wenn diese nicht ausreichen, kommen Antikonvulsiva, Antidepressiva und Opioide hinzu.

Neben dieser systemischen Therapie ist auch die topische Anwendung von schmerzlindernder Lidocain-Salbe oder Capsaicin-Pflaster wichtig. Häufig kann eine transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS), Physiotherapie oder bei den bei Dauerschmerz fast unvermeidlichen Depressionen mit Psychotherapie Linderung verschaffen.

Quellen, Links und weiterführende Literatur