Gürtelrose im Überblick

Herpes Zoster Verlauf und Therapie:

Zu Beginn der Herpes Zoster Erkrankung kommt es zu einer Reaktivierung der Varizella-Zoster-Viren, die nach Erstinfektion in den Spinalganglien verblieben sind (Latenzphase). Diese Reaktivierung zeichnet ich durch eine Entzündung des Nervengewebes aus.

Ein Fachartikel von Lea Schnurbus, Berlin
Medizinstudentin im praktischen Jahr. Lehrtätigkeit an der LMU München im Fachbereich der Neurophysiologie und Forschungstätigkeit in der Neurochirurgie der TU München. Autorin von wissenschaftlichen Publikationen
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Herpes Zoster

Herpes Zoster, die Gürtelrose, Fachwissen zur Herpes Viruserkrankung. Zoster zeigt sich durch einen gürtelartigen schmerzhaften Hautausschlag und bedarf einer sofortigen Therapie.

Herpes Zoster, Symptomatik

Herpes Zoster zeigt zu Beginn der Krankheit Symptome wie Brennen und typischerweise kommt es zu starken Schmerzen in dem Hautbereich, der durch den Nervenstrang versorgt wird bzw. in dem Nervenstrang selbst, der von der Entzündung betroffen ist. Dabei werden Schmerzen, die vor oder begleitend mit dem Hautausschlag auftreten, als zosterassoziierte Schmerzen bezeichnet. Definitionsgemäß beschreibt die postzosterische oder postherpetische Neuralgie (PHN) den Schmerz, der nach der Hautsymptomatik auftritt und oftmals verbleibt.

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DGK Guertelrose
von Fixi at de.wikipedia (Original text : Prof. Cremer) Wikimedia Commons

Der Manifestation des Zoster an der Haut geht in 80 % ein Frühstadium voraus, das etwa 3 – 5 Tage dauert. Die Symptome in dieser Phase können sehr unterschiedlich sein. Meist wird über allgemeine Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit und leichtes Fieber (B-Symptomatik) geklagt.

Darüber hinaus sind auch brennende Beschwerde,  ein Kribbelgefühl und umschriebene Schmerzen je nach befallenem Hautareal oftmals Anlass für Fehldiagnosen wie Herzinfarkt, Cholezystitis, Gallenkolik, Nierenkolik, Appendizitis und Bandscheibenvorfall.

Normalerweise wird von den charakteristischen Zoster-Hauterscheinungen ein Hautareal betroffen (Zoster segmentalis). Oftmals werden jedoch Überlappungen im Befall der Hautareale beobachtet. Die Überschreitung der Mittellinie des Körpers ist eher selten (sog. Zoster duplex). Ganz selten werden mehrere Hautsegmente asymmetrisch (auf beiden Körperseiten) befallen (1).

Verlauf Herpes Zoster

Im befallenen Nervensegment entwickelt sich schubweise ein schmerzhaftes, einseitiges und zunächst aus diskreten Flecken bestehendes Erythem (kleine erhabene Stellen mit Rötung der Haut. Innerhalb von 12 – 24 Stunden bilden sich in diesem Erythem meist gruppiert stehende reiskorngroße, prall gespannte Bläschen . Nach weiteren 2 – 4 Tagen kommt es zur Verschmelzung dieser Bläschen.

Bereits am 3. Tag können die Bläschen eintrüben, da sie sich mit Lymphe füllen. Im Anschluss daran platzen sie auf und können im Normalfall über ca. 7 – 12 Tage abtrocknen, wobei sich eine gelb-braune Borke ausbildet. Bei Patienten mit gesundem Immunsystem dauert der Zosterausschlag bis zur Lösung der Krusten normalerweise 2 – 3 Wochen.

Bei abwehrschwachen Patienten werden gelegentlich chronische Verläufe mit monatelang bestehenden Hautveränderungen und wiederholten Bläscheneruptionen beobachtet (2). Narbenbildungen treten häufig auf, insbesondere wenn es zu einer Zweitinfektion z. B. durch Bakterien kommt.

In einigen Fällen kann der Ausschlag aber auch ganz ausbleiben. Die Ursache des Auftretens einer (postherpetische) Neuralgie ist nicht vollständig geklärt, kann jedoch manchmal auf eine Nervenschädigung zurückgeführt werden.

Lokalisation

Wo die Gürtelrose auftritt, wird durch das Versorgungsgebiet der befallenen Nerven bestimmt. In ca. 50-56% der Fälle treten die Symptome des Herpes Zosters im Bereich des Brustkorbes (Interkostalnerven) auf (3). Gelegentlich können auch Rücken, Arme oder Beine betroffen sein.

  • Zoster ophthalmicus sind Gesicht und Augen betroffen (Nervus ophthalmicus aus dem Nervus trigeminus). Diese Form tritt in 20% der Fälle auf. Sind die Augen betroffen, kommt es durch Hornhautvernarbung teilweise oder vollständig zur Erblindung. Bei Befall der Gesichtsnerven (Nervus facialis) kann es zu vorübergehenden Lähmungserscheinungen oder Verlust des Geschmackssinns kommen.
  • Zoster oticus bezeichnet einen Befall des Gehörgangs der Ohrmuschel oder beidem. Mögliche Folgen sind hier neben den typischen starken Schmerzen Schwerhörigkeit (Nervus cochlearis) und Störungen des Gleichgewichtssinnes (Nervus vestibularis). Unbehandelt kann es zu dauerhafter Hörbeeinträchtigung oder Taubheit kommen.
  • Zoster generalisatus bezeichnet einen Befall des gesamten Nervensystems. Diese Krankheitsform ist lebensbedrohlich, tritt aber üblicherweise nur bei starker vorheriger Schwächung des Immunsystems auf (z. B. bei AIDS/HIV, Chemotherapie oder nach Transplantationen).
  • Zoster genitalis tritt im Genitalbereich auf. Er zieht über das ganze Geschlechtsteil teils großflächig bis auf die Oberschenkel. Im Lymphabflussgebiet des betroffenen Hautareals lassen sich nicht selten geschwollene Lymphknoten nachweisen.

Bei Streuung der Viren im Blut kommt es zum Zoster disseminatus, der nur bei ca. 1 – 2% immunkompetenter Patienten, bei abwehrgeschwächten Patienten jedoch häufiger beobachtet wird. (4)

Zoster Therapie

Das erste Ziel der Zosterbehandlung ist es, die Schmerzen des Patienten soweit wie möglich zu lindern. Des Weiteren ist es wichtig den Patienten mit einer systemischen Therapie antiviral zu behandeln, damit die Ausdehnung und Dauer der Hautveränderungen begrenzt wird und eine postzosterische Neuralgie und andere Komplikationen (z.B. Meningitis) verhindert oder abgemildert werden.

1. Symptomatische Therapie des Zosters

Hierbei handelt es sich lediglich um die Behandlung der Symptome ohne Einfluss auf die Ursache der Erkrankung.

  • Lokal wird abhängig vom Stadium des Exanthems entweder austrocknend und antiseptisch z.B. mit feuchten Umschlägen (Bläschenstadium), mit Lotio alba, Vioform-Zinkschüttelmixtur oder krustenlösend behandelt. Bisher existiert keine zufriedenstellende Lokaltherapie mit nachgewiesener antiviraler Wirksamkeit.
  • Für Schmerzfreiheit muss durch großzügige Gabe von Analgetika (Schmerzmedikamente) gesorgt werden.

2. Antivirale Therapie

Bei jungen Personen ohne Risikofaktoren heilt der umschriebene Zoster der Haut am Stamm und an den Extremitäten in der Regel auch ohne spezifische antivirale Therapie komplikationslos aus. Die antivirale Behandlung verkürzt jedoch den Heilungsverlauf und ist besonders wichtig, wenn mit einem komplizierten Verlauf des Zosters gerechnet werden muss.

Indikationen zur antiviralen Therapie:

  • Patienten ab dem 50. Lebensjahr
  • Patienten jeden Alters mit Zoster im Kopf-Hals-Bereich
  • schwerer Zoster am Stamm und an den Extremitäten
  • Immunsupprimierte (Chemotherapie, Kortikosteriodtherapie,AIDS/HIV, nach Transplantationen)
  • Patienten mit florider Dermatitis atopica und Ekzemen
  • Kinder und Jugendliche, die mit Salizylaten oder Kortikosteroiden dauertherapiert werden

Medikamente:

  • Aciclovir (intravenös) bei schwerem Krankheitsbild, insb. bei Immunsupprimierten
  • Aciclovir (oral)
  • Valaciclovir (oral) bei Immunkompetenten
  • Famiciclovir (oral) insb. bei Zoster ophthalmicus (mit Augenbefall) und Immunsupprimierten
    ab dem 25. Lebensjahr

3. Zusätzliche Therapie

Bei schweren Verläufen kommen zusätzlich Hyperimmunglobuline und Interferon-Beta zum Einsatz. Dabei können Hyperimmunglobuline vor der Erkrankung schützen, wenn sie innerhalb von 96 Stunden nach Exposition gegeben werden. Es handelt sich um eine sogenannte passive Immunisierung.

Die postzosterische Neuralgie kann durch Gabe von Koanalgetika (z.B. Antikonvulsiva wie Carbamazepin, trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin) kontrolliert werden. Dabei ist eine Kombination mehrerer Medikamente bis zum Erreichen der vollständigen Schmerzenfreiheit sinnvoll.

Literatur & Quellen

  1. Bloss et al., 2001
  2. Rusthoven et al. 1988; Hoppenjans et al. 1990; Kost, Straus, 1996
  3. Hope-Simpson, 1965; Ragozzino et al., 1982; Meister et al., 1998a
  4. Meier, Straus, 1992; Cohen et al., 1998

Beitrag erstellt am: 05.03.2013 aktualisiert am 26.05.2013

Autor: Lea Schnurbus, M.Foerster

Eine Behandlung und Diagnose bei Verdacht auf Gürtelrose oder andere Herpes Erkrankungen ist immer durch einen Arzt zu stellen. Eine Eigendiagnose oder Eigenbehandlung darf nicht durchgeführt werden.